Aktuelle Ausgabe | BIOwelt

Grauzone im grünen Handel

 

Ein Wort geisterte auf der Rückfahrt von Leipzig permanent in meinem Kopf herum: Freundschaft. Der Begriff – so groß und vollgepackt mit Werten – poppte zur Eröffnung der BioOst immer wieder auf. Auch am Abend zuvor, als Naturkost Erfurt einlud, war die Rede davon, wie wichtig Freundschaft gerade jetzt sei. Denn Freunde, die durch dick und dünn gehen, kriegen jede Krise irgendwie gewuppt. Bei mir setzte im Zug schlagartig Kopfkino ein. Zu präsent bleibt die Titelgeschichte der letzten Ausgabe. Und zu hartnäckig hallen die Aussagen über Bios Handelspraktiken in der Grauzone nach. Einige Leserbrief trudelten dazu in der Redaktion bereits ein. Wir freuen uns auf mehr davon.

Mehr davon – das wünschen wir uns auch mit Blick auf die aktuellen Umsatzzahlen aus dem Fachhandel. Nach den Auswertungen von Biovista startet er mit einem soliden Plus von 3,7 Prozent ins Jahr 2024. Jenseits der Krise bleibt vielleicht doch mehr Luft für Fairness. Ab Seite 18.

In der aktuellen Titelgeschichte geht es ums Bauchgefühl. Noch immer lässt sich der ein oder andere Bio-Ladner davon leiten, wenn er seine Bestellungen aufgibt. Doch wer kann sich das heute noch leisten? Die großen Handelsketten setzten längst auf Künstliche Intelligenz, um Millionen zu sparen. Smarte Lösungen bieten durchaus auch für den Fachhandel eine Chance – für mehr Umsatz und weniger Lebensmittelverschwendung. Ab Seite 22.

Es muss ja nicht gleich Freundschaft sein, aber immerhin um den berühmten Schulterschluss dreht sich diesmal unser Interview. Denn nach dem Wirbel um die Branchenvereinbarung im vergangenen Jahr wollen die daran angedockten Verbände enger zusammenrücken. BIOwelt sprach mit Jan Plagge und Hubert Heigl, den beiden Präsidenten von Bioland und Naturland, über originäre Ware und
Orientierungspreise, Aldi und Bio Austria. Ab Seite 28.

Demeter gilt als Anbauverband zwischen Tradition und Vorreiterrolle, Avantgarde und Anthroposophie. In diesem Jahr steht das 100. Jubiläum an – ein Anlass, um noch einmal auf Ökos Wurzeln zu schauen. Viel wichtiger als die oft belächelten Kackhörnchen: Für Vorstand Dr. Alexander Gerber stellt die Kooperationsfrage die eigentliche Zukunftsfrage dar – und nicht etwa die nach dem Wettbewerb. Ab Seite 32.

Für diese Ausgabe besuchten wir den Bioladen Weiling in Coesfeld. Wir lernten Bernadette Weiling-Erning kennen, die mit ganz viel Herzlichkeit die großen Fußstapfen ihres Vaters Bernd Weiling füllt. Diese Ladnerin setzt auf Kundennähe und aktives Verkaufen. Ab Seite 38..

Viel Spaß beim Lesen!

Ihre Heike van Braak

Aus dem Inhalt

„Mein Herz schlägt für den Laden“

MACHER • Wer den Namen Weiling hört, denkt unweigerlich an Bernd Weiling. Er gehört zu jenen leisen Pionieren – die in der Branche so vieles in Bewegung brachten. Weilings Tochter Bernadette tritt also in große Fußstapfen – füllt sie jedoch im Coesfelder Bioladen mit Herzlichkeit aus. Sie setzt auf Kundennähe und aktives Verkaufen – statt sich auf dem Großhandel im Rücken auszuruhen.

Nichts für die Tonne

TITEL • Willkommen in der Wirklichkeit: Künstliche Intelligenz verändert den Handel schon heute. Edeka, Lidl, Rossmann & Co. sparen Millionen, weil smarte Modelle den Nachschub organisieren, Algorithmen die Preise festlegen und selbstlernende Systeme den Personaleinsatz steuern. Alles eine Nummer zu groß für den Fachhandel? Eher im Gegenteil: KI bietet eine Chance – für mehr Umsatz und weniger Lebensmittelverschwendung.
Erste Zeichen stehen auf Grün
Quelle / Grafik: Biovista 2024

Erste Zeichen stehen auf Grün

FACHHANDELSBAROMETER • Gute Zeiten, schlechte Zeiten – und was kommt jetzt? Erste Erleichterung: Der Naturkostfachhandel lässt endlich die Talsohle hinter sich und startet mit einem stabilen Plus ins neue Jahr. Im ersten Quartal 2024 gab es ein Umsatzwachstum von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die eigentlich gute Nachricht: Hinter diesem Ergebnis stecken keine gestiegenen Preise. Es kommen wieder mehr Kunden – und auch die Bonwerte können sich sehen lassen. Ist der Aufschwung da?