Aktuelle Ausgabe | BIOwelt

Zeit für Tacheles

 

Raus aus dem Pariser Klimaabkommen, Migration stoppen und Trans-Rechte aushebeln. In den USA geht es volle Kraft zurück. Und in Deutschland? Auch hier deutet so kurz vor der Wahl vieles auf ein Rollback in der Land-und Lebensmittelwirtschaft hin. Für den Sektor eine krasse Ansage. Doch die
Kehrtwende aufzuhalten, gleicht beinahe einer Mission Impossible.

Dabei schien sich auf den ersten Blick gerade vieles zum Positiven zu wenden. Bio schafft Arbeit für 380.000 Menschen, wie der BÖLW aktuell mit einer Studie belegt, und der Bio-Umsatz stieg wieder – auch im Fachhandel. Die Markt-Experten von Biovista ermittelten für 2024 ein solides Umsatzplus von 3,6 Prozent im Vergleich zu 2023. Und das Beste: Allein an höheren Preisen lag es nicht. Der
Stückabsatz stieg ebenfalls, wenn auch nur marginal. Ab Seite 20.

Also alles buchstäblich im grünen Bereich? Nicht ganz. Das kristallisierte sich schon bei den Öko-Marketingtagen im November heraus. Im Schloss Kirchberg stellte sich die Branche viele kritische Fragen. Einige brannten besonders unter den Nägeln: Brauchen die Verbände ein Update? Muss sich Bio neu erfinden? Und wie gelingt es, alle Akteure auf diesem Weg mitzunehmen? Jetzt ist Zeit,
Tacheles zu reden. Ab Seite 28.

Über einen grünen Agrarminister auf dem Absprung und ein mögliches Rollback sprach BIOwelt mit Dr. Felix Prinz zu Löwenstein. Er galt lange als Bios Taktgeber und feiert am 15. Februar seinen 71. Geburtstag. Felix Prinz zu Löwenstein macht deutlich, dass der Bio-Sektor mehr Sichtbarkeit und Hörbarkeit braucht, um sich gerade jetzt vehement für seine Ziele einzusetzen. Weitere Themen des Interviews: Ökos Lösungskompetenz und unnötige Bürokratie, Neue Gentechniken und regenerative
Landwirtschaft. Ab Seite 36.

Für die aktuelle Ausgabe von BIOwelt machten wir uns natürlich auch wieder auf den Weg. Diesmal besuchten wir die Spielberger Mühle und waren überrascht, wie sehr traditionelles Handwerk und moderne Technologien in Brackenheim Hand in Hand gehen. Und wir ließen uns anstecken von der Begeisterung eines echten Pioniers: Volkmar Spielberger zeigte uns seinen Mühlenbetrieb und gewährte uns einen Einblick in Prozesse und Passion. Außerdem lernten wir in Köln das Inhabertrio
von Naturata kennen. Nach Jahren des Wachstums und der Expansion geht es jetzt einen anderen Weg. Ab Seite 44.

Viel Spaß beim Lesen!

Ihre Heike van Braak

Aus dem Inhalt

Zeit für Tacheles

TITEL • Der Greta-Effekt ist verpufft, die Welle des Klimaprotests abgeebbt. Konsumenten sparen, was das Zeug hält, und selbst in der Bio-Branche reden viele nur vom Trading down. Handelsmarken haben in der Wirtschaftsflaute Hochkonjunktur – mit Bio-Siegel gelten sie als Umsatzbringer. Im Sektor selbst bleibt die Unsicherheit dennoch fast so groß wie anstehende Herausforderungen. Muss sich Bio neu erfinden? Und wie gelingt es, alle Akteure auf diesem Weg mitzunehmen? Jetzt ist es Zeit, Tacheles zu reden. Für eine Agenda 2025.

„Es braucht mehr Sichtbarkeit und Hörbarkeit“

INTERVIEW • Jahrzehntelang galt er als Bios Taktgeber, als Pionier im ganz ursprünglichen Sinne. Dr. Felix Prinz zu Löwenstein wird am 15. Februar 71 Jahre alt. Doch kann der Agrarwissenschaftler und Öko-Landwirt wirklich eine ruhige Kugel schieben? BIOwelt sprach mit Prinz zu Löwenstein über Ökos Lösungskompetenz und Neue Gentechniken, Rollback und regenerative Landwirtschaft.

Steiniger Weg zur Resilienz

FACHHANDELSBAROMETER • Globale Krisen rütteln an der Demokratie und trüben die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland massiv. Die Konjunktur lahmt, die Konsumlaune bleibt im Keller. Für den Bio-Fachhandel keine guten Vorzeichen. Schon zum Jahreswechsel 2023/2024 stand fest: Eine Rückkehr auf das Absatzniveau der Pandemie bleibt außer Reichweite. Wie schlug sich der Fachhandel 2024? Das vierte Quartal belegt seine Resilienz mit einem Umsatzplus von 4,5 Prozent. Im Jahr 2024 reicht es für ein Plus von 3,6 Prozent.