Ackergifte in der Luft
In ganz Deutschland verbreiten sich breitflächig Pestizide über die Luft – darunter auch Glyphosat. Das belegt jetzt eine neue Studie des Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und des Umweltinstituts München. Die bundesweit umfassendste Studie weist damit zum ersten Mal konkret nach, wie stark der Abdrift von Pestiziden ist: An 163 Standorten wurden zwischen 2014 und 2019 Proben gesammelt – an drei Viertel der Stellen fanden sich fünf bis 34 verschiedene Stoffe und deren Abbauprodukte. Für rund 30 Prozent der insgesamt 138 ermittelten Pestizide fehlte zudem die Zulassung. Umweltministerin Svenja Schulze kommentierte: „Das ist besorgniserregend nicht nur für den Ökolandbau sondern auch für die Natur.“ Auch entlegenen Messstellen fernab von Äckern, wie die Probe auf dem Brocken im Nationalpark Harz, enthielten Pestizide. Karl Bär, Agrarexperte im Umweltinstitut München, erklärte: „Bei der Risikobewertung von Glyphosat wurde offensichtlich ignoriert, dass der Stoff sich über die Luft verbreitet.“ Er fordert eine Änderung der Zulassung sowie das sofortige Verbot fünf besonders giftiger Pestizide. Boris Frank, Vorsitzender des Bündnis enkeltaugliche Landwirtschaft, erläuterte die Bedeutung für den Ökolandbau: „Ernten von Bio-Bauern werden kontaminiert. Auf den Schäden bleiben die Landwirte sitzen.“ Eine Ausgleichszahlung sei deshalb notwendig. Schulze nannte drei Hebel, um dem Pestizideintrag zu verringern: Zulassungsverfahren, Reduzierung der Einsatzmenge und Förderung des Ökolandbaus.