Bio-Fachhandel: Umsatzminus gestoppt
Talsohle durchschritten: Der Umsatz im Bio-Fachhandel drehte sich im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr ins Positive. Die Zuwachsraten liegen bei bis zu vier Prozent. Damit zeigt sich zum Ende des dritten Quartals eine stabile Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich. Dies erwarten Experten auch für das Gesamtjahresergebnis. Somit konnte das Minus, das die Branche in 2022 erstmals seit vielen Jahren einfuhr, gestoppt werden. Zu diesem Ergebnis kommt der BNN, der auf Auswertungen von Biovista und Klaus Braun zurückgreift. Laut Fachhandelspanel des Marktforschungsunternehmens Biovista fallen die Umsatzzuwächse im Bio-Fachhandel ab Juni 2023 wieder durchgängig positiv aus. BIOwelt berichtete in Ausgabe 11/2023. So belegt Fabian Ganz, Analyst von Biovista, für die Zeitspanne Januar bis Ende Oktober 2023 ein Minus von 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: „Wir erwarten, dass der Bio-Fachhandel zum Jahresende mindestens das Niveau des Vorjahres erreicht.“ Dass die positive Entwicklung ab der Jahresmitte nicht noch deutlicher ausfällt, resultiert aus den Ergebnissen des ersten Quartals 2023, die im Januar noch um bis zu sieben Prozent unter den Vorjahreswerten lagen. Seitdem verbesserten sich die Werte jedoch von Monat zu Monat kontinuierlich. „Die Umsatzentwicklung im ersten Quartal ist eine Hypothek, die das Gesamtergebnis belastet. Viel wichtiger ist aber die kontinuierlich positive Entwicklung ab Jahresmitte. Dass sich alle drei Monate eines Quartals positiv entwickeln, haben wir im Bio-Fachhandel zuletzt Ende 2020 erlebt. Und für das Gesamtjahr scheint uns ein ganz leichtes Plus derzeit noch möglich“, ergänzt Klaus Braun von der gleichnamigen Unternehmensberatung. Erste Gespräche mit Ladnern, denen zufolge auch für den November ein positives Umsatzergebnis zu erwarten ist, deuten laut BNN darauf hin, dass sich dieser Positiv-Trend bis zum Jahresende halten kann.
Wieder mehr Kunden
Nach den Auswertungen von Biovista kommen seit Februar 2023 wieder mehr Kunden in die Bio-Läden. Im Oktober waren es schließlich 4,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die durchschnittliche Anzahl der gekauften Artikel verbleibt ebenso wie der durchschnittliche Bonwert fast auf Vorjahresniveau. Unter diesen Vorzeichen, so der BNN, könne der Bio-Fachhandel sein Vorjahresergebnis halten und geht mit einem leicht positiven Trend ins neue Jahr. Unterstützt werden könnte diese Entwicklung durch die seit Februar 2023 fallenden Inflationsraten. Diese liegen bei Lebensmitteln zwar immer noch über der allgemeinen Inflation, sind aber ebenfalls rückläufig. Gleichzeitig sind Bio-Lebensmittel, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, deutlich preisstabiler als konventionell erzeugte Lebensmittel. Der Preisabstand zwischen konventionell und biologisch erzeugten Lebensmitteln ist seit 2022 immer geringer geworden. „Insgesamt zeigt sich der Bio-Fachhandel 2023 entgegen vieler Erwartungen robust. Diese Entwicklung findet in einem herausfordernden und von vielfältigen Krisen geprägten Marktumfeld statt. Jetzt ist die Politik gefordert. Sie sollte konkrete Maßnahmen fördern, um das Ziel von 30 Prozent Bio bis 2030 zu erreichen. Der Bio-Fachhandel mit seinen regionalen Wertschöpfungsketten und mittelständischen Unternehmen bleibt dabei ein wichtiger Partner dieses Ziels“, ordnet Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN, die Entwicklung ein.