Discounter locken mit Billig-Bio der Verbände
Bio geht noch günstiger: Discounter werben aktuell mit Rabatten von zehn bis 40 Prozent für Bio in Verbandsqualität. Allen voran Aldi, Lidl und Netto setzen immer neue Tiefpreise für ihre Bio-Eigenmarken an. Alles, um auch bio-affine Premium-Kunden geschickt auf den Discount einzunorden. So können Kunden von Aldi Süd laut Handzettel beim Kauf von „Nur Nur Natur“ bis zu 33 Prozent sparen. Ein Großteil der Produkte trägt das Naturland-Logo. „Bioladen-Qualität zum Probierpreis“, heißt es bei dem Discounter. Lidl zieht direkt nach und bietet den Bioland-Käse mit einem Rabatt von 44 Prozent an. „So günstig geht Bio“, wirbt Lidl. Die Dumpingpreise befeuern den Trend zu Eigenmarken weiter. Marktexperte Klemens Fischer warnt davor, beim Preiseinstieg weiter an der Schraube zu drehen: „Schon jetzt steigen Bio-Landwirte wieder auf eine konventionelle Bewirtschaftung um“, sagt Fischer gegenüber BIOwelt. „Viel intelligenter wäre es, wenn der LEH bei Premiumware 20 Prozent Rabatt geben würde.“ Diese Aktionen würden Bauern weit weniger treffen und Wertschöpfung entlang der Kette ermöglichen. Dafür müsse der LEH auf Marge verzichten.
Mittlerwelle kommen Handelsmarken laut GfK bei Bio-Lebensmitteln und -Getränken in LEH und Discount bereits auf einen Marktanteil von 62,5 Prozent. Insgesamt sichern sie sich 56 Prozent des Bio-Umsatzes. Eine riesige Herausforderung nicht nur für den Fachhandel, sondern auch für Markenhersteller: „Wenn also immer mehr Haushalte langfristig von der Marke zur Handelsmarke wechseln, damit auch noch zufrieden sind und ein Gewöhnungseffekt eintritt, dann stellt sich für die Markenartikler umso mehr die Frage, wie sie diese Shopper wieder zurückgewinnen können“, so Hanna Kehl, GfK Consumer Panel Services, schon Ende 2023 in einem BIOwelt Interview.