Festakt mit Klöckner – ohne Künast
Zu einem hybriden Festakt lud Agrarministerin Julia Klöckner am 22. Juni ein. Anlass: der 20. Geburtstag des Bio-Siegels im September. Renate Künast, die das Siegel 2001 eingeführt hatte, war nicht mit dabei: Sie hatte im Vorfeld lediglich eine standardisierte Rundmail als Einladung bekommen und war nicht als Ehrengast für den Festakt vorgesehen. Erst auf den letzten Drücker erhielt Künast eine Erinnerung aus dem Ministerium: Wenn sie schnell sei, könne sie sich noch einen der letzten Plätze in der Station in Berlin sichern.
Dabei war es Renate Künast, die das staatliche Bio-Siegel mit einer großen Kampagne eingeführt hatte. Denn die Ziele der damaligen Landwirtschaftsministerin waren ambitioniert: 20 Prozent Öko-Anbau bis zum Jahr 2010 und mehr Verbraucherschutz standen auf ihrer Agenda. Dieses Ziel liegt noch in weiter Ferne – einen Grund zum Feiern sah die amtierende Bundesagrarministerin Julia Klöckner dennoch und veranstaltete einen hybriden Festakt. In Berlin vor Ort mit dabei war unter anderem ein Pionier der erste Stunde: „Das Bio-Siegel zeigt, wie Politik wirksam Öko stärken kann“, kommentiert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) den Erfolg des Siegels. Ihm dankte die Ministerin ebenso wie der gesamten Bio-Branche – an Siegel-Initiatorin Renate Künast ging lediglich ein knapper Gruß. Auch sonst gab sich Klöckner eher unsensibel: Sie verwies gleich mehrfach darauf, dass das Bio-Siegel freiwillig und genau deshalb bei der Einführung umstritten gewesen sei – genau wie ihr Tierwohllabel, das allerdings gerade krachend gescheitert ist. „97 Prozent der Deutschen kennen das Bio-Siegel“, so Klöckner mit Blick auf ihr aktuelles Öko-Barometer. „Das zeigt, welche Hebelwirkung ein staatliches, freiwilliges Label hat.“ Doch darauf ausruhen gehe nicht, denn, so die Ministerin: „Bio ist cool.“ Allerdings räumte sie ein, dass hier durchaus noch mehr drin ist: „Es könnte ein Nachhaltigkeitssiegel geben: Das treibt uns im Ministerium um.“ Neben der sozialen Komponente sei aber noch etwas wichtig: „Rechnen muss es sich auch, sonst hat es keinen langen Atem.“ Ausgezeichnet wurde im Rahmen des Festaktes das 90.000 Bio-Produkt: eine Hafermilch von Share.