Penny weist in Berlin wahre Preise aus
Was müssten Lebensmittel eigentlich kosten, wenn ihre Öko-Auswirkungen entlang der Lieferkette mit in den Verkaufspreis einflössen? Ausgerechnet Penny gibt darauf Antworten: Gemeinsam mit der Universität Augsburg stellt der Discounter mithilfe erster Produkte eine Berechnung wahrer Verkaufspreise vor. Anlass ist die Eröffnung des ersten Nachhaltigkeits-Erlebnismarktes Penny Grüner Weg Anfang September in Berlin Spandau. Dort weist Penny die wahren Kosten aus, allerdings ohne sie an der Kasse zu berechnen.
In die sogenannten True Costs haben die Wissenschaftler für acht konventionell und ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte die über die Lieferketten anfallenden Auswirkungen von Stickstoff, Klimagasen, Energie und Landnutzungsänderungen auf den Verkaufspreis mit eingerechnet. Anhand dieser vier Parameter kommen Dr. Tobias Gaugler und sein Team zu der Erkenntnis, dass die bisherige Preisdiskussion zu kurz greift. Die zwangsläufig entstehenden Folgekosten unseres Konsums würden, so die Wissenschaftler, nicht berücksichtigt: weder im ökologischen noch im konventionellen Landbau. Weitere Erkenntnis: „Die Erzeugung der erhobenen konventionellen Lebensmittel hat bei weitem nicht so negative Folgen, wie es teilweise in der öffentlichen Diskussion erscheint”, heißt es in einer Pressemitteilung von Penny. „Aufschläge von wenigen Cent pro Kilogramm würden hier teilweise schon reichen.”
Aufgrund der exemplarischen Auswertung müsste der Verkaufspreis der acht konventionell erzeugten Lebensmittel (Apfel, Banane, Kartoffel, Tomate, Mozzarella, Gouda, Milch und gemischtem Fleisch) pro Kilogramm um durchschnittlich rund 62 Prozent steigen. Gemessen an den aktuellen Verkaufspreisen entspricht das einer durchschnittlichen Preissteigerung von 2,30 Euro pro Kilogramm. Bei den Alternativen aus ökologischem Landbau liegt das Plus laut dieser Erhebung bei rund 35 Prozent oder von 2,28 Euro pro Kilogramm. Unter Berücksichtigung der Verzehrgewohnheiten ergibt sich ein Zuschlag von 52 Prozent (konventionell) und 32 Prozent (ökologisch). „Wir müssen dazu kommen, die Folgekosten unseres Konsums sichtbar zu machen. Nur so können Kunden am Regal entscheiden. Wir sind als Unternehmen in einem wettbewerbsintensiven Markt ohne Zweifel Teil des Problems. Ich glaube aber, dass wir mit diesem Schritt Teil der Lösung werden können. Ich hoffe, dass unsere Kunden positiv auf die doppelte Preisauszeichnung reagieren. Dann können wir uns gut vorstellen, sowohl die Anzahl der Produkte mit dieser Kennzeichnung zu erhöhen als auch den Test auf weitere Märkte auszuweiten“, so Stefan Magel, Bereichsvorstand Handel Deutschland der Rewe Group und Penny.